Meine 10 Wünsche nach Corona

Als Kind hab ich mir ein rotes Feuerwehrauto gewünscht. Heute, in meinen reifen Jahren, möchte ich – nach der furchtbaren Corona-Zeit – endlich wieder zu meinen liebsten Genussplätzen reisen. Eine fiktive Weltreise in 10 Stationen.

T-Bone Steak Peter Luger Style

Ehrlich gesagt, ich hab genug von Corona, der gutgemeinte Wunsch, gesund und daheim bleiben, geht mir schön langsam auf die Nerven. Ich möchte endlich mal wieder weg vom Zuhause und hin zu den Genussplätzen dieser Welt. 

Als Erstes soll es endlich wieder einmal nach New York gehen, seit Trump weg ist, macht das wieder Spaß. Von Manhattan nach Brooklyn, von der Washington Bridge gleich rechts abbiegen und zu meinem Lieblings-Steaklokal „Peter Luger„. Dort gibt’s halt einfach die besten Steaks von New York. Und der Burgenländer Lois Grünauer werkt dort seit 35 Jahren, serviert T-Bone einen kalifornischen Roten und nachher einen Schnaps zum Verdauen. Neuerdings nimmt man im „Peter Luger“ sogar Kreditkarten, offensichtlich hat die US-Steuerbehörde die „Cash only“-Sitte so wenig goutiert wie unsereins. 

"Savoir-vivre"

Wenn man vom „Savoir-vivre“ träumt, dann geht´s natürlich um Frankreich. In Paris, unweit vom Centre Pompidou, hat der Koreaner Esu Lee das „C.A.M.“ aufgemacht – klein mit viel Shabby Chic, aber mit herrlich französisch-koreanischer Küche: die Jakobsmuscheln mit Tomaten-Jam, die rohen Makrelen mit Kimchi und Endivien, die Gemüsesuppe mit weichgekochtem Ei und die Hendlhaxerl mit geschmortem Reis. Mal was ganz anderes, ich hoffe nur, dass Esu nach dem Pariser Lockdown wieder aufsperren wird.

Galway Oyster Festival

galway, oysters, international seafood festival

Die nächste Genussreise bringt mich nach Irland, nach Galway. Immer im September findet in dieser kleinen, irischen Stadt das größte Austern-Festival der Welt statt. Die zur „Austern-Perle“ gekrönte Schönheitskönigin eröffnet, und an langen Tresen werden die Austern geknackt. „All you can eat“ für 80 Euro, nur das Guiness-Bier kommt noch oben drauf. 

Das "Tickets" in Barcelona

restaurant barr tickets barcelona
(c) Tickets

Wunsch Nummer vier bringt mich nach Barcelona. Wenn die Formel 1 wieder ihre Runden dreht, bin ich hoffentlich dabei. Schließlich habe ich dort mehr als ein Jahrzehnt lang Rennen für RTL produziert, und am Abend sind wir dann im „Tickets“ der berühmten Adrià-Brüder eingefallen. Spaßküche vom Feinsten – Molekular-Oliven, die auf der Zunge zerplatzen, Schinkenstangerln mit Pata Negra, frisch gegarte Seegurke (ich weiß, nicht jedermanns Sache, aber ich mag sie), Avocado-Pizza und als Höhepunkt eine knackige Königskrabbe im Holzofen gegart. Leider hat Chef Adrià das „Tickets“ und seine anderen Lokale in der Pandemie zugesperrt. Ich hoffe aber auf eine baldige Wiedereröffnung, es wäre schade um dieses Gastro-Juwel…

"La Pergola" am Mittelmeer

restaurant hotel la pergola waldorf astoria rom italien
(c) La Pergola

Und wenn wir schon am Mittelmeer sind, da sehne ich mich nach alldem, was in diesem Jahr coronabedingt nicht möglich war. Zum Beispiel nach Rom fliegen, zu Starkoch Heinz Beck, in sein „La Pergola“ im Hotel Waldorf Astoria. Sie werden´s nicht glauben, aber der Deutsche ist tatsächlich der beste italienische Koch, und das schon seit mehr als zehn Jahren. „Wir haben die ganze Corona-Zeit über offen gehabt, weil wir ein Hotel-Restaurant sind. Aber natürlich gehen mir die österreichischen und die deutschen Gäste ab“ erzählt er am Telefon. „Wenn Sie im Frühjahr kommen, gibt´s das beste Seafood seit vielen Jahren. Wegen der Krise ist ja viel weniger gefischt worden, und dadurch gibt es jetzt mehr und auch noch bessere Ware!“ Und natürlich muss man sich dann auch seinen Signature Dish gönnen, die Fagotelli, eine Art Ravioli mit flüssiger Füllung – also Sauce in Pasta anstatt Pasta in Sauce.

Palmizana mit Tuna-Sashimi, bitte!

restaurant palmizana meneghello hvar kroatien
(c) Palmizana Meneghello

Weiter geht’s, zumindest wunschgemäß, auf die kroatische Mini-Insel Palmizana bei Hvar, wo die Meneghello-Familie den wahrscheinlich besten Tuna des Mittelmeers serviert. Zu Mittag bringen ihn die Fischer direkt vom Boot, und dann gibt’s Tuna-Sashimi, Tuna-Tartar und Tuna-Steak, nur ganz kurz angebraten, damit der Fisch innen noch frisch und roh bleibt. Und wenn sich’s irgendwie ausgeht, sollte auch noch ein Spanien-Abstecher nach San Sébastian am Atlantik drin sein. Meine Lieblingsköchin Elena Arzak hat nicht nur drei Sterne, sondern kocht für mich die beste baskische Küche. „In unserem Labor haben wir 1.400 Gewürze. Damit können wir unsere Gäste immer überraschen“, hat sie mir beim letzten Besuch erzählt. Und deshalb gibt’s jedes Jahr neue Kreationen rund um Austern, Garnelen, Seezunge, Seehecht, Seeteufel – zum Schluss wünsch ich mir aber immer die Taube, die ist butterweich, letztes Mal hat sie Elena mit Trockenfrüchten und Kürbis-Samen serviert. 

Aber es muss ja nicht immer Drei-Sterne-Küche sein, sondern ganz normales Essen, aber halt außergewöhnlich gut und ohne Plünderung der Sparbüchse leistbar. Zwei Lieblingsplätze kann ich da empfehlen und würde auch gerne im nächsten Jahr vorbeikommen. Amsterdam steht da auf meiner Wunschliste – und dort die beste indonesische Küche, die es für mich in Europa gibt. Schließlich haben sie ja die Holländer aus ihrer Kolonialzeit nach Hause gebracht. Ein unscheinbarer Eingang in der Utrechtstraat, acht Tische, ins „Tempo Doeloe“ geht man wegen der Reistafel. 21 kleine Schälchen werden aufgetischt, mit Gemüse, Fisch, Fleisch. Alles scharf, vieles davon sogar superscharf und auf der Speisekarte mit drei roten Warnsternen versehen. Zugegeben, ich hab drei Biere gebraucht, um „ajam roedjak“, „petiel“ und „daging rendang“ (keine Ahnung mehr, was das im Detail war) zu „löschen“.

restaurant arzak
(c) Arzak

Kaviar, Jakobsmuscheln und Kabeljau

restaurant white rabbit moskau russland
(c) White Rabbit

Zwar ist 2020 der Brexit tatsächlich unwiderrufbar, aber ändern wird sich für die Besucher nicht viel. Den Pass hat man ja vorher auch gebraucht, und vom Pfund sind die Briten ja nie abgegangen. Daher wird London wahrscheinlich so sein wie immer, dann ist Fish & Chips ein Muss. Zwar bekommt man die heute nicht mehr wie früher in die „Times“ eingewickelt, aber schmecken tun sie mir noch immer. Allerdings nicht in den vielen „normalen“ Lokale, wo das Öl nicht oft gewechselt wird und immer zu viel Essig auf den armen Fisch geträufelt wird. Lieber geh ich in die Gastro-Pubs, die sich auf Fish & Chips spezialisiert haben – wie zum Beispiel ins „Kerbisher & Malt“ mit seinen fünf Standorten in London. Dorsch, Scholle, Kabeljau gibt´s zur Auswahl, und ich nehm auf jeden Fall die Sauce Tartare dazu. Kein Diätessen, aber „very british“. 

Zum Schluss meiner Wunschliste, als Nummer zehn, hab ich mir was Besonderes aufgehoben. Das beste russische Restaurant in Moskau. Vladimir Mukhin heißt der Chef, der als einziger Russe auf die Liste der „World´s 50 Best Restaurants“ geschafft hat. Und zwar verdient. Unten ein Kaufhaus und im 16. Stock mit wunderbarem Blick über Moskau das „White Rabbit„. Warum er sein Restaurant nach dem weißen Kaninchen aus „Alice im Wunderland“ getauft hat, ist nicht überliefert, vielleicht handelt es sich ja um ein Kindheitstrauma. Das Menü ist allerdings eher ein Traum. Mukhin liebt die Gegensätze. Kaviar paart er mit Creme fraiche im Sandwich, die Jakobsmuschel mit Himbeeren, den Kabeljau mit grünem Reis und die Wachtel mit Kukuruz. Dazu einen hervorragenden russischen Krim-Riesling, oh je, darf man denn den nach der Okkupation überhaupt trinken? Trotz zehn Gängen samt zweimal Kaviar sind nur 120 Euro zu bezahlen, der tief gefallene Rubel macht´s möglich. 

Sie haben Recht, liebe trend-Leser, eigentlich sollte man in Zeiten wie diesen andere Sorgen haben, als in der Welt herumzufliegen und Speis und Trank zu genießen. Sie müssen mir verzeihen, denn träumen wird man doch noch können. Was davon wahr wird, steht ohnehin in den Sternen. 

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