Spaghetti, Pizza und viel mehr …

Die geliehene Vespa habe ich am Abend zur Sicherheit zu Hause gelassen. Denn die eine oder andere römische Lokalität verließ ich in durchaus be­schwingtem Zustand: Eine Rundfahrt durch die besten Trattorias der ewigen Stadt.

"Ono-revole"

Manchmal liegen die fürchterlichen und die schönen Momente ganz nah beieinander. Lang, lang ist’s her, meine erste Rom-Visite als Assistent des damaligen Wiener Bürgermeisters Leopold Gratz. Wegen einer Grippe konnte er den Ball der Wiener in Rom nicht eröffnen. Ich musste einspringen und seine Rede, noch dazu in Italienisch, halten. Doch aus der Begrüßung der Hochwohlgeborenen, der „Ono-revole“, wurde ein Wienerisches „Onoraviolo“ – die Anwesenden bogen sich vor Lachen, und ich wollte am Liebsten im Boden versinken. Freundlich, wie die Italiener sind, haben mir die anwesenden Ballgäste verziehen. Und der damalige Botschafter in Rom, Alfons Dalma (den Älteren unter uns auch als ehemaliger ORF-Fernsehdirektor in Erinnerung), hat mich nachher zum Trost in eine Trattoria eingeladen. „Einfach die Beste“, sagte Dalma, der Rom-Kenner. Und wir haben herrlich gegessen und getrunken, bis ich mich an meinen Fauxpas nicht mehr erinnern konnte.

Armando Al Pantheon
(C) Armando Al Pantheon

Einige Jahrzehnte später bin ich wieder dort, bei „Armando al Pantheon“, einen Steinwurf vom antiken Tempel entfernt. Diesmal mit der Familie, und wir genießen in der kleinen, mit dunklem Holz getäfelten Trattoria Spaghetti mit schwarzem Trüffel, Rigatoni mit Schweinsbacken, Fettuccine mit Hühnerleber. Alles wird am Tisch geteilt wie nachher das Saltimbocca alla Romana, Kalbfleisch mit Schinken im Weißwein, das Bollito di Manzo, dünner Tafelspitz mit Tomaten und Zwiebel, oder die Salsicce, die Schweinswurst mit Bohnen. Allerdings bedurfte es anschließend zweier Grappa in der kleinen Eckbar, um doch noch in den verdienten Schlaf zu fallen.

Meine zweite Lieblingstrattoria hat mir niemand Geringerer als der Gründer der Slow-Food-Bewegung, Carlo Petrini, empfohlen. Der hatte seine Initiative für bäuerliche Lebensmittel und regionale Esskultur mit einem Protest gegen die Eröffnung einer McDonald’s-Filiale auf der barocken Piazza Navona
begonnen – mit einem öffentlichen Spaghetti-Essen am Fuße der Spanischen Treppe übrigens. Einer seiner liebsten Plätze in Rom sei die Trattoria „Flavio al Velavevodetto“, sagte er mit Inbrunst. Und wer dieses Lokal in Testacchio besucht, wird ihm recht geben. 

Drei Speiseräume im Gewölbekeller für die kalte Jahreszeit, ein zauberhafter, lauschiger Gastgarten im Sommer – und alles, was das Herz eines italophilen Mitteleuropäers begehrt. Eingangs römische Artischocken und Prosciutto, dann Pasta zum Niederknien: Tonnarelli cacio e pepe mit Pecorino und Pfeffer, Rigatoni alla Carbonara mit Ei und Speck, Fettuccine soffritto napoletano mit Tomaten und Kalbfleisch, Ravioli ripieno, gefüllt mit Ricotta, Tomaten und Basilikum. Von allem nur ein wenig kosten, damit für den Ochsenschwanz und die Kalbskutteln noch genug Platz bleibt. Die herrlichen Weine aus dem Latium oder der nahen Toscana um 30 bis 40 Euro die Flasche sind ein weiterer Pluspunkt. Ich gebe zu, wir haben Flavio in durchaus beschwingtem Zustand verlassen. Die geliehene Vespa hatte ich vorsichtshalber zu Hause gelassen …

Flavio Velavevodetto
(C) Flavio Al Velavevodetto

Hervorragende Trattorias

Aber genug von der punktuellen Schwärmerei, auch ein paar andere, wirklich hervorragende Trattorias nach oder vor dem Besuch von Peterskirche und Forum Romanum kann ich empfehlen. „Cesare al Casaletto“ gleich beim Vatikan, am besten nach dem sonntäglichen Kirchgang in St. Peter, „Santo Palato“, in der Nähe des Colosseums, geführt von Sarah Ciccolini, die beim kulinarischen Großmeister Bottura in Modena gelernt hat. Oder das „Pierluigi“ im Zentrum, das von Barack Obama bis Mark Zuckerberg besucht wurde und trotz Promi-Dichte gut und gemütlich ist. Und für Liebhaber der Spaghetti Carbonara ein Geheimtipp: „Eggs“ heißt das Lokal, dort steht ein halbes Dutzend dieser typisch römischen Pasta zur Auswahl.

(C) Pierluigi

Wer Lust auf Innereien hat (besonders die Wiener sind ja dafür bekannt), ist im „Checchino dal 1887“ am besten aufgehoben: Auf der Karte finden sich nicht nur Trippa, also die Kutteln, sondern auch Pajata (Kalbsinnereien), Leber, Nieren und für die ganz Mutigen ein „Arrosto misto“ von allem vorgenannten Spezialitäten plus Bries und Stierhoden. Wohl bekomm’s. Ganz unbelastet von derartigen Spezialitäten präsentiert sich eine Delikatessenhandlung der besonderen Art ein paar Schritte von Campo de Fiori entfernt, die „Salumeria Roscioli“Dort kann man Wurst, Käse, Aufstriche etc. einkaufen wie beim Urbanek am Naschmarkt, nur 20-mal so groß. Statt der drei Stehtische in Wien öffnet sich hier nach hinten ein Restaurant auf drei Ebenen (am besten ebenerdig sitzen!), wo Köstlichkeiten von Anchovis, pinken Scampies, Sardinen bis zum geräucherten Tuna und zur selbstgemachten Foie gras am Tisch konsumiert werden können. Ehrlich, einen besseren Brunch hab ich nirgendwo verkostet. Das ist aber schon länger kein Geheimnis mehr. Deshalb: rechtzeitig reservieren.

Salumeria Roscioli
(C) Salumeria Roscioli

Das Dach des Cavalieri Hotels

La Pergola
(C) La Pergola

Natürlich muss man bei jedem Italien-Besuch auch an die lieben Kinderlein denken. Wo gibt es also die beste Pizza? Die stammt zwar eher aus Neapel, aber sei’s drum, nach drei Stunden in der Sixtinischen Kapelle oder der Erforschung der römischen Ruinen kann der Appetit nach dem belegten
Fladenbrot recht groß sein. Ich habe meine Tochter Marie-Therese zum Testen geschickt. Ihr Favorit: „La Gatta Mangiona“, die verfressene Katze in Trastevere. 33 verschiedene Pizzas sind im Angebot, davon allein sechs Margheritas – und alle in der Gourmet-Version. Auch nicht zu verachten: „180 grammi Pizzeria Romana“ (spielt auf die 180 Gramm Teig pro Pizza an) neben der Villa Giordani oder das „Pizzarium“, hundert Meter vom Eingang zum Vatikanmuseum entfernt, wo es Pizza-Stücke wirklich guter Qualität nicht am Tisch, sondern auf die Hand gibt. 

Gibt es denn gar keine Gourmet-Lokale in Rom, werden Sie vielleicht nach dieser Trattoria-Pasta-Pizza-Orgie meinerseits fragen. Gemach, gemach. Diesmal liegt der Schwerpunkt bei den „normalen“ Trattorias und Restaurants, aber natürlich sind auch Sterne- und Haubentempel in der Hauptstadt zu finden. Sogar das angeblich beste Restaurant Italiens residiert hier. Das „La Pergola“, etwas außerhalb auf dem Dach des Cavalieri-Hotels. Chef Heinz Beck ist übrigens, wie der Name vermuten lässt, kein Italiener. Nein, ausgerechnet ein Deutscher zelebriert die Cuccina Italiana auf Drei-Sterne-Niveau. „Na ja, ich bin schon so lange hier, ich bin also fast Italiener!“, lacht er. Ich hab seine legendären Fagottelli (handgemachte Nudeln mit flüssiger Pecorino-Sahne) schon vor Jahren probiert, einfach grandios. Aber jetzt kostet das Menü 290 Euro pro Person, mehr als ein Tausender für die Familie ist mir denn doch ein bissel zu üppig.

Die neue italienische Küche

Per Me
(C) Per Me

Da empfehle ich lieber das „Per Me“ in der Innenstadt. Modern, nüchtern, doch irgendwie gemütlich. Und eine sensationelle neue italienische Küche – fast – ohne die üblichen Italiata. Sechs mal kleine Vorspeisen, dann sechs „ordentliche“ Gänge von der Auster im Käseschaum über Spaghetti „Frutti di Mare“ aus Fisch bis hin zum Kabeljau mit Artischocken und der Wachtel mit frischen Steinpilzen. Alles um 95 Euro, das macht Spaß! Auf dem Weg ins Hotel schaue ich noch bei meiner Lieblingseisdiele vorbei: bei „Fata Morgana“, wo nicht nur Vanille, Erdbeere & Co angeboten werden, sondern auch Wasabi-Schokolade und andere Verrücktheiten. Ich bleibe bei Stracciatella, das hat mir schon als Bub am besten geschmeckt.

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