Mallorca trotzt der Krise: Tapas und Meer

Der Ballermann ist gesperrt, was mich sehr freut. Kann ich doch in Ruhe meine Lieblingsrestaurants und Tapas-Lokale in Palma und Umgebung besuchen. Und davon gibt es wahrlich nicht wenige, einige davon sind sogar wohlfeil.

So, der Ballermann ist geschlossen. Und ich glaube, das könnte endgültig sein. Ganz ehrlich, mir werden weder Mickie Krause noch Michael Wendler abgehen, deren Dummbolzen-Songs für angeheiterte Touristen kenne ich ohnehin nicht und ich will sie schon gar nicht am Ballermann hören.

Fusion aus Genuss und Ambiente: "Emilio Innobar"

© Emilio Innobar

Froh bin ich eher darüber, dass meine Lieblingslokale in Mallorca den extralangen Lockdown überstanden haben. „Emilio Innobar“ zum Beispiel, dessen spanisch-mexikanisch-asiatische Küche zu den besten von Palma gehört. Ein Trio von Fisch-Tatars, das Langustino-Ceviche, Emilios Fischplatte mit grünem Curry oder sein koreanischer Fleischteller sind einfach den Weg in die obere Altstadt von Palma wert. „Das waren mühsame Monate – wenn ich nicht mein Außer-Haus-Catering gehabt hätte, wäre ich wahrscheinlich pleite“, blickt Freund Emilio auf die Corona-Sperre mit Schaudern zurück. Dass er wegen der Abstandsregelungen ein Viertel weniger Gäste bewirten kann, gleicht er durch zwei Settings aus – um 19.30 Uhr für Österreicher und Deutsche und um 21.30 Uhr für die Spanier, die ohnehin lieber später essen gehen. Gscheit.

Übrigens, eine besondere Nachspeise, die man hier nicht vermuten würde, serviert Emilio auch: Original Salzburger Nockerln. „Für die gibt’s keinen spanischen Namen, die heißen auch bei uns genauso“, lacht Emilio, „ich hab sie in Österreich entdeckt und einfach auf die Insel importiert.“ 

Menüs zu Superpreisen:"Aromata"

Am nächsten Tag nochmals in die verwinkelte Altstadt, hundert Meter vom Kaufhaus „Corte Ingles“ entfernt. „Aromata“ heißt das relativ neue Restaurant von Andreu Genestra und macht dem Namen alle Ehre, noch dazu zu Superpreisen. Zu Mittag ein Drei-Gänge-Lunch um sage und schreibe 18,50 Euro – Reis mit roten Garnelen und Sommertrüffel, Kabeljau mit schwarzen Oliven und eine weiße Schoko-Pannacotta. Da kann man nicht meckern. Trotzdem empfehle ich das teurere Abendmenü (48 Euro für sieben Gänge) mit Steinbutt, Mangold, Haselnussöl und Spanferkel, Marille, Erdäpfel – denn ab 21 Uhr ist der bezaubernde Gastgarten offen, romantischer können Sie den Abend nicht verbringen, Heiratsantrag oder Geburtstagsfeier inklusive. Und die Weinempfehlungen sind die besten, die mir in Palma untergekommen sind. Halten Sie sich an den Sommelier und genießen Sie den spanischen Wein – ich habe mir zwei mal drei Flaschen seiner Empfehlungen schon nach Hause bestellt. Und ich bin, so klagen die Sommeliers, wahrlich kein leichter Patient … 

Das "Andana" von Maca de Castro

(c) Andana

Von einigen der besten Restaurants in Palma muss man sich zwischenzeitlich verabschieden. Das Zweisternerestaurant „Zaranda“ im Castell Son Claret hat für immer geschlossen, und selbst Marc Fosh, der umtriebige Engländer mit seinem Spitzenlokal im Hotel de la Missio, überlegt noch, ob er vielleicht später wieder mal aufsperrt – wenn sich alles beruhigt hat mit Covid-19 und den Folgen für Mallorca. 

Da haben Frauen offensichtlich mehr Power und Durchhaltevermögen: Spitzenköchin Maca de Castro etwa, die ihre bekannten Lokale in Porto d’Àlcudia wegen der Krise geschlossen lässt, aber dafür in Palma in der Nähe des alten Bahnhofs ein neues Lokal, nämlich das „Andana“ (katalanisch für „Bahnsteig“), eröffnet hat. Dort serviert sie keine Sterne- oder Haubenküche, sondern einfache Wirtshausgerichte wie Linsen mit Garnelen, weiße Bohnen mit Tintenfisch oder Lammkeule und Spanferkel. Und das alles wohlfeil unter 20 Euro. Nicht zu vergessen in Palma auch der unermüdliche Deutsche Gerhard Schwaiger, der einst im „Tristan“ in Portals Nous den ersten Stern der Insel erkocht hat und jetzt in seinem „Xino“ im zweiten Stock eines Shoppingcenters (na ja, blöd gelaufen) mit klassischer Mittelmeerküche der Pandemie trotzt. 

Direkt am Strand in Port Soller: "Es Passeig"

Auch abseits von Palma haben einige meiner bevorzugten Lokale nach dem Lockdown wieder eröffnet, mit Abstandsregelung und viel Bauchweh, was die diesjährige Sommersaison betrifft. In Port Soller freue ich mich über die Kreationen von Marcel Battenberg im „Es Passeig“, der direkt am Strand seine Cannelloni mit Garnelentatar, eine wirklich geniale Fischsuppe und eine 72 Stunden lang gegarte Rinderrippe mit Holzkohlejus serviert. Oder über das japanisch-peruanische „Sumailla“ im Hafen von Andratx, wo Schneekrabbensalat, lauwarme Jakobsmuschel mit Quinoa und Shiitakepilzen und Steinbutt mit Artischocken auf der Karte stehen.

restaurant es passeig mallorca palma spanien
(c) Es Passeig

"Ca na Toneta“ und "Vinya Toneta“ von Maria Solivellas und ihrer Familie

In Portals Nous hat das schicke „Ritzi“ wieder aufgesperrt. Dort haben die Yachties in besseren Jahren ihren Kaviar und Hummer verspeist, aber in diesem Sommer sind eher Spaghettini, Trofiette oder Pennette gefragt. Und in der Inselmitte zeigt eine weitere Frau den Männern, wie man auch in schweren Zeiten überleben kann: Maria Solivellas betreibt mit der Familie das allseits bekannte „Ca na Toneta“ in Caimari bei Inca – und weil das Geschäft im Hauptlokal nicht so läuft, hat sie nun die kleine, aber feine Weinbar „Vinya Toneta“ daneben aufgemacht, wo man im Gastgarten Tintenfisch oder Spanferkel auf garantiert mallorquinische Art genießen kann.

Tapas auf Mallorca

(c) Forn de Sant Joan

Aber was wäre vor allem Palma ohne die Tapas-Lokale, wo man um weniger Geld, aber dafür in gemütlicher Atmosphäre spanisches Gastro-Flair genießen kann. Ehrlich, dort fühl ich mich mit der Family am wohlsten. Papa kriegt seine Patatas Bravas (die abgebratenen Kartoffelstücke mit scharfer Mayonnaise) und die heißen, kleinen Chorizo-Würste, Mama (wie immer auf Diät) das Thunfisch-Tatar und den gegrillten Oktopus, und die Kinderlein erfreuen sich an den Mini-Burgern.

Ich geh am liebsten ins „Forn de Sant Joan“ in der Altstadt nahe dem Strand oder in den Ableger „Ombu“ an der Placa de la Reina. Gleich neben dem Rathausplatz sitzt man angenehm im Freien im „Bazaar“, und wer den spanischen Vermouth zu den Tapas probieren will, pilgert am besten zu „La Rosa Vermuteria“.

Selbst im August wird’s meist genügend Platz geben, sodass man auch ohne Reservierung drankommt. „Es ist wirklich schwierig hier auf Mallorca, nicht zu vergleichen mit den anderen Jahren“, klagt Christian Baqués, Chef des „Forn“. „Deutlich weniger Besucher, die Maskenpflicht auch im Freien – dieses Jahr geht’s für uns einfach nur ums Überleben!“ 

Ja, Mallorca und Palma im Speziellen sind im Nach-Corona-Aufwind. Die Sonne scheint wie immer, und die Strände sind nicht so überlaufen wie normal. Für uns Touristen eine Chance, das eigentliche Mallorca abseits des Trubels kennenzulernen. Ich hab die Chance genützt und kann es nur empfehlen.

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