The Hans in Kroatien: Von Insel zu Insel, von Lokal zu Lokal
Eine Küstentour der besonderen Art: Ich erkunde die Restaurants der kroatischen Inseln und Küstenstädte. Sehr angetan bin ich von einer Terrasse auf dem Eiland Palmizana. Auch sonst habe ich nur gut gegessen – ein Urlaubsleitfaden.
www.palmizana.com
+385914783111
Chefin Romina kommt noch mit einem Kräuterschnaps zum Tisch, während Mutter Dagmar von ihrem Stammtisch aus überwacht, ob alles auch ordentlich klappt. 30 Stufen tiefer, fast direkt am Meer, hat Bruder Djenko sein „Restoran Toto“, dort treffen sich die Bootsleute, und dort geht’s deutlich lauter zu als oben bei Romina. Deshalb sitze ich auch lieber bei ihr.
Entschuldigung, ich weiß, klingt alles ein bisschen schwärmerisch. Aber hier spürt man die kroatische Seele noch, wie sie einmal war – minus Kommunismus. Drüben in Hvar auf der großen Insel ist mehr Party als im beschaulichen Palmizana. Aber auch hier kann man inmitten des Trubels hervorragend essen.
Vor allem im „Passarola“ in der Alstadt, wo Chef Franci Mjeda tagsüber Fisch und Meeresgetier selbst fängt und am Abend von seinen Köchen zubereiten lässt. Kreativ sind sie auch noch, so steht als Vorspeise ein Beef Tatar mit Foie gras und ein Oktopussalat mit Safran auf dem Tisch, bevor der ganze Fisch auf die Teller kommt.
Pasta am Hafen und Lammkoteletts auf Vis
Wenn Freund Christoph Appetit auf Pasta hat, besucht er mit mir als Anhang das„Don Quichotte“ direkt am Hafen, wo man einen herrlichen Ausblick über die nahen Inseln hat und die Lobster-Ravioli jeden Tag frisch zubereitet werden. Mindestens einmal beim Hvar-Besuch mach ich einen Bootsausflug nach Vis, wandere durch das malerische, mittelalterliche Dorf und esse dort im Palmengarten der „Villa Kaliopa“ zu Abend – eingelegte Meeresfrüchte auf der Vorspeisenplatte, Spaghetti Vongole und dann Lammkotelett von einem Schaf, das tatsächlich noch vor Kurzem auf der Inselwiese gegrast hat. Wenn das meine kleine Tochter wüsste, oh Gott, ein Lämmchen – bitte nicht weitersagen.
Mit der großen Fähre geht’s nach Brač. Wer dort einen Stop-over macht oder die Ferien verbringt: unbedingt im „Lemongarden“ in Sutivan von Chef Ante vorbeischauen, wirklich exzellente Küche in wunderbarer Umgebung direkt am urigen, kleinen Hafen. Dann weiter nach Split, wo man dieses Jahr versucht, die Touristen-Randale in den Griff zu bekommen: Verboten ist es, oben ohne zu flanieren (gilt auch für die Männer, Gott sei Dank!), mitgebrachte alkoholische Getränke außerhalb von Lokalen zu sich zu nehmen und natürlich unnötiger Lärm, wobei die Auslegung von unnötig wahrscheinlich Ansichtssache ist.
Im „Zrno Soli“ am hintersten Ende des Hafenbeckens kommt ohnehin kein Wirbel an: Im ersten Stock wird „Fine Dining“ angeboten: viel Ruhe, weiße Tischtücher und ein herrlicher Blick auf Hafen und Boote. Unbedingt zum Einstieg das Krabbenrisotto bestellen und dann den ganzen Fisch in der Salzkruste. Der kostet zwar 100 Euro, aber damit kann man eine vierköpfige Familie verköstigen.
Ein bissel gemütlicher, aber auch nicht billiger geht es im neuen „Dvor“ im Osten von Split direkt am Strand zu. Im Schatten des riesigen Olivenbaums kann man vor und nach der Fähre (15 Minuten Gehzeit) herrlich lunchen oder dinieren – Ceviche, Tuna-Tatar, in Pancetta gewickelte Jakobsmuscheln und Kabeljau in Olivenöl mit Kartoffeln und Knoblauch. Lieber gemeinsam essen, mit dem Knoblauch wird nicht gespart.
ISTRIEN MUSS ICH DIESMAL AUSSPAREN, darüber mehr im nächsten Kroatien-Report. Nur einen Hinweis: Das beste Lokal, das „Monte“ in Rovinj, kann man jetzt auch mit Kindern besuchen. Seitdem der Chef vor einigen Jahren meinen damals sechs- und zwölfjährigen Töchtern ein teures Sechsgangmenü aufbrummen wollte („Jeder am Tisch muss dasselbe zahlen!“), habe ich das „Monte“ boykottiert – jetzt gibt es endlich ein spezielles Kindermenü um 50 Euro, auch nicht billig, aber immerhin.
Dafür kriegen sie drei kleine Gänge, während sich die Erwachsenen beim Vorspeisenteller mit Shrimp, Branzino und Sepia, diversen Muscheln mit Algen und Zitronengras, zweimal Tuna (einmal mariniert, einmal als Tatar mit Kalb und Wasabi), Ente mit Fois Gras, Kalbsbries mit Sellerie, Käse und Dessert delektieren können. Ned schlecht, wie gesagt, es ist halt tatsächlich die Nummer eins von Istrien.
Jetzt begeben wir uns aber in Richtung Süden, nach Dubrovnik. Diese schönste aller kroatischen „Perlen“ verfügt nicht nur über eine mittelalterliche Stadtmauer und eine Altstadt, die alles überlebt hat – die Angriffe der Venezianer und Araber, ein Erdbeben, die Türken und den Balkankrieg -, sondern man isst und trinkt kaum irgendwo im Lande besser (und teurer) als in der südlichen Touristenhochburg.
Gaumenschmaus über den Dächern von Dubrovnik
AN DER SPITZE steht eine ganz besondere Location. Direkt zwischen den Zinnen der Stadtmauer mit fantastischem Blick auf den alten Hafen serviert Chef Mariho ein Michelin-Menü der Sonderklasse: Austern (natürlich von vor Ort) / Anchovis/Muscheln, dann gefüllte Calamari, einen Grouper mit Gnocchi, geschmortes Lamm mit Favabohnen und Joghurt, zum Dessert Eis mit Orangenmousse. Das Lokal heißt „360“ wegen des Rundumblicks – und wenn’s was Romantisches zu feiern gibt, dann nix wie buchen. Aber auch mitten in der Altstadt lässt sich gut leben, vielleicht etwas weniger kitschig, aber kulinarisch ein Vergnügen.
Um die Ecke vom über hundert alten „Proto“ wurde „Game of Thrones“ gedreht -genau jene Szene, in der die Königin nackt durch die Menge getrieben wurde. Nackt sind heutzutage höchstens die Oberkörper mancher Touristen, gar schrecklich anzusehen und von der Terrasse aus zu beobachten. Aber man sollte sich ohnehin eher auf die Scampi in Knoblauch oder den ganzen Fisch konzentrieren, der mit großer Geste präsentiert und mundgerecht auf die Teller verteilt wird.
Ein paar Meter weiter im„Kopun“ dreht sich ausnahmsweise nicht alles ums Meeresgetier, sondern um das Hendl. Am besten den namensstiftenden Kapaun bestellen, er wird mit Honig und wilden Orangenstücken serviert. Mit den Kindern flaniere ich am liebsten runter zum alten Hafen in die „Lokanda Pestarija“ – kein Gourmetlokal, aber so richtig familientauglich. Die Kinderlein können unbehelligt an der Hafenmole herumtollen, während sich die Eltern das wahrscheinlich beste Tintenfischrisotto weit und breit gönnen.
www.lokandapeskarija.com
+38520324750
Zugegeben, gerade im Sommer ist Dubrovnik schon etwas überlaufen, das Gedränge und Geschubse kann nervtötend sein. Wenn Sie sich nach etwas Ruhigerem und doch Besonderem sehnen, dann nehmen einfach das Schnellboot zur Insel Sipan rüber und gehen ins Restaurant „Bowa“. Es ist wie eine andere Welt: in einer offenen Cabana oder auf der Meeresterrasse einen ausgedehnten Lunch nehmen – Schwertfisch-Sashimi, Oktopus mit Polenta, Zitronenkuchen – und nachher im Schatten die Ruhe genießen oder ein paar Meter rausschwimmen, wenn man die Badehose oder den Bikini eingepackt hat.
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