Genuss in Kitzbühel und dem besten Restaurant der Alpen

Pünktlich zum Streif-Rennwochenende habe ich einen Blick auf Kitzbühels Restaurants, Gasthäuser und Hütten geworfen, darunter auch ein mehr als lohnender Abstecher nach Bruneck in Südtirol, dem derzeit besten Restaurant der Alpen.

120 Köche sind in der Saison bei ihm beschäftigt. Christian Harisch, nicht nur Tourismuschef von Kitzbühel, sondern auch Besitzer von sechs Hotels und zusätzlich fünf Restaurants, hat seinen Titel „König von Kitzbühel“ mehr als verdient. 200.000 À-la-Carte-Teller kommen bei ihm im Ski-Winter aus der Küche – und das alles in hervorragender Qualität.

„Lech, Ischgl und Kitz haben ein kulinarisches Angebot, das mit den besten Skigebieten auf der Welt mithalten kann“, rührt Harisch die Werbetrommel auch für die Vorarlberger Konkurrenz.

In den letzten Jahren hat sich einiges punkto Kulinarik getan. Auf der Hütten Würstel mit Senf und dann Germknödel, abends im Tal hoffentlich zumindest ein ordentliches Schnitzerl – diese Zeiten sind unwiderruflich vorbei.

Lech mit 54 und Ischgl mit 26 Gault-Millau-Hauben sind in der Spitzengastronomie klar voran, aber auch Kitzbühel mit 20 Hauben hält wacker mit. Was die Gamsstadt besonders sympathisch macht, sind die einfacheren Wirtshäuser und Restaurants, die in den Vorarlberger Hochburgen leider fast gänzlich verschwunden sind.

Christian Harisch, Hotelier, Immobilien-Unternehmer und Anwalt gilt als "König von Kitz" © IMAGO / Carsten Dammann

Kitzbühels Wirtshäuser

Das "Mocking"-Team: Martin Huber steht in der Küche, Schwester Andrea schupft den Laden. © Kitzbühel Tourismus
Diesen Winter war ich wieder mal auf Streifzug in Kitzbühel, oben auf der Piste und unten in der Stadt. Gleich neben der Hahnenkammbahn präsentiert sich das renovierte „Mocking den hungrigen Besuchern. Gemütlich in drei Stuben mit viel Holz und gedämpfter Akustik gibt’s dort Hausmannskost, vor allem beim Fleisch auf hohem Niveau. Denn das „Mocking“ wird von der Huber-Familie betrieben, die auch die beste Fleischhauerei in Kitz besitzt.
Sohn Martin steht in der Küche, Schwesterherz Andrea schupft den Laden, und Sommelier Markus sorgt für den Wein. „Bei mir wird bodenständige Küche gekocht, aber mit neuen Ideen!“ sagt der Martin. Die Maronisuppe kommt mit Ganslfett, das Rindertartar mit Steinpilzmayonnaise, die Räucherforelle mit Knoblauchchips, die Lachsforelle mit Kürbis süß & sauer, die geschnetzelte Kalbsleber mit Selleriestampf und die Spinatknödel mit brauner Butter samt Bergkäse. Keine Angst, natürlich fehlen auch nicht Schweinsbraten und Schnitzel, damit auch klassische Geschmäcker ihre Freude haben.
© Mocking
© Tischlerwirt

Beim Tischlerwirt“ im nahen Reith geht’s ähnlich gutbürgerlich zu, auch mit frischem Wild aus dem Tirolerland. Mir schmeckt am besten das Rehragout oder der Hirschrücken mit Maroni-Gnocchi, nur das gebackene Kalbsbries hat der Koch in der flüssigen Polenta versenkt. Das muss nicht sein.

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So richtig urig geht’s beim Bärenbichl“ auf der anderen Seite von Kitzbühel, in Jochberg, zu. Chef Toni serviert die besten Schweinsstelzen weit und breit mit Krautsalat und natürlich einheimische Spezialitäten wie Schlutzkrapferl, Kasspatzln, Blutwurstgröstl. Nachher kommen wie immer Moosbeer-oder Himbeer-Nocken auf den Tisch des Hauses, eine Nachspeise für die ganze Familie. Ich musste schon mehrfach den weiten Weg nach Jochberg auf mich nehmen, um dem Drängen der Kinderlein nach den buttrigen Nocken im gusseisernen Pfandl nachzukommen.

© Futureweb GmbH

Und dann wollen wir natürlich nicht die Rosi in ihren „Sonnbergstuben“ auf der Bichlalmvergessen. Mit 80 ist sie agil und umtriebig wie eh und je, singt und spielt auf der Gitarre, und das Essen dort oben ist auch in Ordnung. Von der schwedischen Kronprinzessin bis zu Andreas Gabalier hat es allen gefallen – und das wird es unsereins auch.

Für diejenigen, die das Geldbörsel schonen wollen, habe ich noch einen Geheimtipp: Mitten in der Stadt hält das „Huberbräu-Stüberlgegen alle Modernität seine Position: ein richtiges Wirtshaus, laut und voller Einheimischer. Reservieren kann man nicht, aber nach einer kurzen Wartezeit findet sich immer ein Platzl, um ein paar St. Johanner Würstl für sieben Euro oder einen ganzen Schweinsbraten für 16,30 Euro zu verzehren. Samt selbstgebrauten Bier kommt man als Familie mit 50 Euro aus – nicht schlecht in Zeiten wie diesen

Die feinere Küche: Kitzbüheler Genusswelt

© Neuwirt

Die Nummer eins am Platz ist sicher das Neuwirt“ im Hotel „Schwarzer Adler“. Mit zwei neuen Köchen hat die Küche heuer wieder neuen Schwung aufgenommen und das schmeckt man. Die Restaurantchefs Jürgen und Martina wachen über die Qualität von Küche und Service – Fischsuppe, Steinbutt, Kabeljau werden genauso perfekt serviert wie Bio-Backhendl, Kalbfleischpflanzerl und Tafelspitz.

Wer besonders auf die schlanke Linie achten will, bestellt marinierte rote Rüben und Blumenkohl mit Barbecue-Soße, schließlich gehören zum Imperium von Neuwirt-Eigentümer Christian Harisch auch die Lanserhof-Spas.

© Chizzo

Hundert Meter weiter wird im Chizzo“ des Südtirolers Ivan Marzola italienisch aufgekocht. Den Wolfbarsch gibt’s in der Salzkruste und das Tagliata vom Thunfisch oder vom Rind. Eine besondere Spezialität sind aber die selbst eingelegten Sardellen aus Grado – einfach aufs Butterbrot und genussvoll abbeißen, eine wahre Freude. Am liebsten esse ich die aber zu Mittag auf der Terrasse vom Sonnbühel„, der In-Hütte von Kitz in 2.000 Metern Höhe, auch sie wird von Ivan versorgt.

© Sonnbühel
© Zuma

Weil wir schon bei den „In-Plätzen“ sind: wer sich’s leisten kann und will, pilgert unten in der Stadt ins Zuma„, den Kitzbüheler Ableger der weltweiten Asia-Kette. Davon gibt’s in Kitzbühel offensichtlich genug Leute, denn das Zuma ist tagtäglich dreimal am Abend (Seating 18 Uhr/20 Uhr/22 Uhr) ausgebucht.

Südtirol und das beste Lokal der Alpen

Genug geschwelgt von den Kitzbüheler Genüssen. 200 Kilometer Luftlinie weiter in Südtirol hat in diesem Winter das beste Lokal der Alpen eröffnet. Das Atelier Moessmer“ in Bruneck vom begnadeten Koch Norbert Niederkofler erhielt nach nur drei Monaten drei Michelin-Sterne, also die höchste Wertung. Und das verdient, wie ich mich überzeugt habe.

© Atelier Moessmer

Die Villa des dortigen Lodenfabrikanten ist spektakulär umgebaut worden. Im gemütlichen Vorraum gibt’s Dampfbrötchen mit Flussgarnele und Tacos vom Saibling, dann geht’s weiter in den angebauten Glaspavillon, in der Mitte der Küchenbereich und rundherum eine Theke mit Hochsesseln für die Gäste.

„Cook the Mountain“ heißt Niederkoflers Devise, und dabei tobt er sich aus. „Bei mir gibt es nur Produkte aus den Bergen!“ erklärt er.

Statt Zitronen verwendet er Sauerampfer, statt Olivenöl Traubenkernöl, die Sojasoße wird aus heimischen Linsen gewonnen und so weiter. Gebraten wird nur auf Holzfeuer im großen Ofen, und alles, ob Kräuter oder Gemüse, ob Fisch oder Fleisch, kauft er direkt bei den Biobauern der Umgebung ein. Dasselbe gilt für den Wein, alle Flaschen kommen aus den Südtiroler Weinbergen. Der Mann ist eben Selbstversorger.

Im Menü folgt ein Höhepunkt auf den anderen. Eine leicht geräucherte Forelle mit Forellenkaviar, die „Bärlauch-Spatzlan“, der Zander mit Kresseöl und das Lamm aus dem Eisack-Tal mit kleinen Schlutzkrapferln – genial! Meine Frau Katja, die lange Menüs normalerweise hasst, ist von den 14 Gängen richtig begeistert, und der Norbert Niederkofler strahlt ob ihres Lobs, als wären drei Sterne von Michelin nicht schon Lob genug.

Es tut sich was in den Alpen, auch für unsereins als Feinschmecker. Und ich freue mich schon auf die nächste Skisaison, wenn’s sicher wieder Neues aus den kulinarischen Höhen zu berichten gibt. Denn Skifahren allein ist – zumindest mir – zu wenig.

Die Restaurants: Kitz-Classics und mehr